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Es muss nicht immer ein Master sein, auch kleinere Kurse erweitern den Horizont

«Lifelong Learning hat mir geholfen meinen Traum zu leben.»

Von der Bank zum Wein – ein mehr als ungewöhnlicher Karrierewechsel. Sonja hat nach über fünfzehn Jahren Tätigkeit in einer internationalen Bank ihre Leidenschaft für Wein zum Beruf gemacht.

Sonja, was war der Auslöser, dass du nach fünfzehn Jahren bei einer internationalen Bank in eine ganz andere Branche, nämlich zu Baur au Lac Vins, gewechselt hast.

Einerseits war es Schicksal. Aber andererseits hat es natürlich auch Mut gebraucht,  dass ich damals den Schritt wagte, in eine komplett andere Branche zu wechseln. 

Die Bank, in der ich gearbeitet habe, wurde verkauft und somit mussten sich alle Mitarbeitenden neu orientieren. Für mich war das die Chance, nochmals etwas ganz Neues anzufangen. 

Wie hast du es geschafft deine Karriere umzugestalten und deine Leidenschaft zum Beruf zu machen?

Ich habe bereits während meiner Tätigkeit bei der Bank angefangen, Weinkurse zu besuchen.

«Die Materie Wein hat mich schon immer interessiert und ich bin ein Genuss-Mensch. Da hat es mir den Ärmel reingezogen und ich wollte noch etwas tiefer in die Weinwelt blicken.»

Ich habe einige WSET (Wine and Spirit Education Trust Kurse besucht, welche ich mit einem Diplom abgeschlossen habe. Mit diesem Wissen habe ich mich dann in der Weinbranche als Verkaufsberaterin beworben. 

Der Anfang war nicht leicht, das gebe ich zu. Ich musste alles über unser Sortiment lernen, neue Systeme beherrschen und mir Verkaufstechniken aneignen. Aber mit meinem Willen habe ich es geschafft. 

«Die Weinwelt ist sehr schnelllebig, daher muss ich mich laufend mit diesem Thema auseinander setzen und viel lesen, Weingüter besuchen und natürlich auch «degustieren» (schmunzelt).»

Ich arbeite jetzt bereits seit fünf Jahren in der Weinbranche und habe erst kürzlich vom Verkauf in die Marketingabteilung gewechselt. Wieder eine neue Herausforderung, wieder neue Systeme. Aber sehr spannend und vielfältig. 

Sonja, erzähle uns bitte noch mehr von dir. Was waren bis anhin deine grössten Erfolge, und welche Hürden musstest du bewältigen? Was hat dich heute zu dem gemacht, was du bist?

Ich glaube mein grösster Erfolg ist, dass ich Familie und Berufsleben unter einen Hut gebracht habe. Das verlangt von allen Seiten eine grosse Flexibilät und ich hatte Glück, dass ich diesbezüglich immer auf gute Arbeitgeber gestossen bin. 

Es gab einige Hürden zu überwinden, wie z.B. als die Swissair Konkurs ging und ich meinen geliebten Job als Flight Attendant aufgab, um ein Jobangebot für eine gute Position in der Bank anzunehmen. Das war damals ein sehr einschneidender Schritt für mich, da ich gerade die eidgenössisch diplomierte Prüfung abgeschlossen hatte und eine Karriere als Maitre de Cabine bei der Swissair vor Augen hatte. 

Oder der Wechsel vom Banking in die Weinbranche, das war auch eine Herausforderung, da es eine komplett andere Branche ist.

«Heute schätze ich mich glücklich, dass ich in einem Berufsumfeld arbeite, in welchem ich meine Leidenschaft ausleben kann. Zusätzlich kann ich alle meine Erfahrungen, die ich bei meinen bisherigen Stellen gesammelt habe, voll einbringen.»

Auf welchen Werten beruhen deine täglichen Handlungen und Entscheidungen?

Ich bin da wohl noch etwas «Old School». Mir sind Pflichtbewusstsein und Loyaliät extrem wichtig. Zudem möchte ich aus jeder Situation das Beste herausholen. Mir ist es wichtig das Bestmögliche für unsere Kund*innen zu tun. Das sehe ich als meine höchsten Prioriäten an. 

Welche Rituale hast du in deinem Alltag integriert? Wie sieht die erste Stunde deines Tages aus? Und wie schaltest du privat ab? 

Mein Tag fängt definitiv mit einem Kaffee an, sowohl zu Hause im Home-Office, als auch im Geschäft. 

Danach werden Mails gecheckt und ich stelle mir einen Plan zusammen, welche Arbeiten Priorität haben, und was nicht so dringend ist. Ich mache jeden Tag eine To-do Liste. Das hilft mir, strukturiert zu arbeiten und den Überblick zu behalten. 

Privat habe ich oft Mühe abzuschalten. Mein Kopf arbeitet manchmal nach der Arbeit einfach weiter. Hinzu kommt noch, dass ich einen Haushalt führe und zwei Teenager zu Hause habe. Wohl meine grösste Herausforderung (lacht). 

Am besten kann ich bei einem schönen Essen mit Freund*innen und einem guten Glas Champagner oder Wein abschalten. Eine gute Netflixserie ist auch ganz hilfreich. 

Was ist deine Vision im Hinblick auf die Arbeitswelt von morgen? 

Das ist eine schwierige Frage. Da habe ich mir ehrlich gesagt, noch nicht so viele Gedanken gemacht. Ich sehe, dass mein Sohn, der jetzt in die Lehre gekommen ist, schon viel weiter ist, als wir es dazumal waren. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir alle einerseits am Ball bleiben,  und andererseits auch offen für Veränderungen sind. 

Sonja, welche Rolle spielen deiner Meinung nach Weiterbildung und Umschulung von berufstätigen Menschen und was empfiehlst du konkret?

Wir befinden uns oft in einer «Komfortzone» und daher ist es umso wichtiger, sich zwischendurch weiterzubilden. 

«Es muss meiner Meinung nach nicht immer ein Master sein. Schon kleinere Kurse erweitern bereits den Horizont und helfen, persönlich zu wachsen und weiter zu kommen.»

Ich finde es toll, dass es heute so ein breites Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten gibt. Manchmal braucht es eine grosse Portion Mut, etwas Neues anzufangen und das zu machen, was einem wirklich Spass macht. Aber ich denke, es lohnt sich auf jeden Fall.

Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Skills im heutigen Berufsleben?

Das kommt natürlich auf die Branche an. Aber neben Branchenkenntnissen gehören für mich, Einfühlungsvermögenvorausschauendes Denken und der Wille etwas zu erreichen, zu den wichtigsten Skills. 

Grundlegend für mich ist auch, zu seinen Fehlern zu stehen und daraus zu lernen. Fehler sollten als Chance gesehen werden, daran zu wachsen. 

Wenn du dich auf nur einen Skill fokussieren müsstest, welcher wäre das?

Vernetztes Denken. Das ist in meinem Job sehr wichtig. 

Welche 3 Bücher haben dich am meisten beeinflusst und warum?

Als Genussmensch liebe ich das Buch, «Der Koch» von Martin Suter. Das Buch enführt nicht nur in die sinnliche Welt der Kulinarik, sondern ist gleichzeit auch eine gesellschaftskritische Lektüre. 

«Die Korrekturen» von Jonathan Franzen, ein packender Familien Roman, der hinter die Fassade schaut. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Gerade kürzlich habe ich «Eine Frage der Chemie» von Bonnie Garmus fertiggelesen. Grossartig! Ein Buch einer starken Frau, das bewegt und Mut macht.

Welchen ausserirdischen Super-Skill hättest du gerne und warum?

Ich würde mir wünschen, mich an andere Orte beamen zu können und somit noch mehr von der Welt sehen. Manchmal würde ich mich aber auch ganz gerne klonen, um alle Bedürfnisse meines Umfelds zu decken (lacht). 

Liebe Sonja, vielen herzlichen Dank für deine Zeit, es hat Spass gemacht, dich zu interviewen.