Evrlearn Blog

Die andere Seite der Krise: 40% der Menschen sehen in ihrer Arbeit keinen Sinn oder sind unterfordert

Es werden Entlassungen angekündigt. Die digitalen Skills sind zugleich nicht auf dem Stand, wo sie sein sollten. Das ist die eine Seite der Geschichte, die vor und verstärkt mit der Krise in der Presse und in den sozialen Medien geschildert wird. Dass viele Menschen nur wenig Sinn in dem sehen, was sie in ihrem Job täglich tun, oder dass sie darin unterfordert sind, ist die überraschende andere Seite der Krise: das geht 40 % der Arbeitnehmer:innen so. Das sind einige der exklusiven Daten aus dem Skill-Guide von Evrlearn in der Zeitspanne von Herbst 2020 bis Frühling 2021.

In seinem Essay „On the Phenomenom of Bullshit Jobs“ zeigte der Anthropologe David Graeber 2013,  dass 40 % aller Jobs keinen sinnvollen Beitrag zur Welt leisten. Er nennt sie «Bullsh*t-Jobs». Der Essay erhielt auf Social Media sehr grosse Beachtung. Offensichtlich hatte Graeber einen Nerv getroffen. Acht Jahre danach sitzen viele von uns im Home-Office, andere sind von Entlassungen und weiteren strukturellen Veränderungen betroffen. Firmen geben an, dass die digitalen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter:innen nicht den Erfordernissen der Zeit entsprechen. Die Angst der Mitarbeitenden um den eigenen Job war aus all diesen Gründen vermutlich lange nicht so gross wie heute.

Wir lancierten Evrlearn mitten in dieser Zeit. Unsere Mission ist, Personen mit passenden Weiterbildungsangeboten zu verbinden, damit sie mit diesen die Skills für ihre Ziele und Ambitionen entwickeln können und damit sogleich ihre Arbeitsmarktfähigkeit sichern. Seit Herbst 2020 bieten wir mit dem Skill-Guide allen interessierten Personen einen einfachen und intuitiven Weg, in welchem sie über einige Fragen in nur wenigen Minuten auf die eigene Situation und die persönlichen Ambitionen zugeschnittene Weiterbildungsempfehlungen erhalten. Seither haben über 1’500 Personen mit dem Skill-Guide gearbeitet.

Nun liegen die ersten Daten aus dem Skill-Guide vor: Sie zeigen uns die andere, überraschende Seite der aktuellen Lage: 40 % der arbeitstätigen Personen sind unterfordert oder sehen wenig Sinn in ihrem Job.

Skill Guide diagrams

Diese Aussagen sind interessant. Viel wurde in zu New Leadership und New Work geschrieben und auf den sozialen Medien proklamiert: selbstbestimmte neue Organisationsformen, mehr Freiheit, umfassende Innovations– und Fehlerkultur, Förderung von Lifelong Learning, Vertrauen und Inklusion. Alles Themen, welche die Arbeitswelt über die letzten Jahre interessanter und sinnvoller gestalten sollten. Aber offenbar sind weiterhin 40 % der arbeitstätigen Personen unterfordert oder sehen wenig Sinn in ihrem Job.

Thesen und was wir dagegen machen können:

  • Die breite Masse an Unternehmen hat es offenbar nicht geschafft, sinnvolle Visionen für ihre Mitarbeiter:innen zu kreieren und Orte zu schaffen, an denen sie Spass haben. Vielmehr orientieren sie Mitarbeiter:innen immer mehr an neuen Netzwerken ausserhalb der Firma. Dies, um in eigenen Interessen Sinn und Zugehörigkeit zu finden und um Inspirationen zu entdecken. Weiterbildungen ausserhalb der eigenen Firma bilden seit jeher die Plattform, um Netzwerke aufzubauen, Gleichgesinnte zu finden oder Neues zu entdecken.

  • Neben den zwei Stunden im Ruderclub oder im Bootcamp draussen auf dem Sportplatz stehen berufstätigen Menschen aktuell nur wenige Möglichkeiten für anregende und sinnvolle Aktivitäten mit anderen Personen offen. Eine Weiterbildung ist genau das, was diese Lücke auf menschlicher und intellektueller Ebene füllen kann.

  • Ausbrechen, aber wohin? Mit der Investition in die eigene Weiterbildung entfällt die Angst um die Arbeitsmarktsicherheit. Jede:r zweite ist gemäss Daten des Skill-Guides bereit, mehr als ein halbes Jahr in die Weiterbildung zu investieren. 17% davon wollen sich für die Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen gar mehr als ein Jahr Zeit nehmen.
Why Lifelong Learning
Weiterbildung als vielfältiger, sinnvoller und attraktiver Weg aus der Krise

Fragen, die zu klären sind: Können Firmen die Laufbahnen von Mitarbeiter:innen und die damit verbundene Kompetenzentwicklung in einer komplexen und dynamischen Welt langfristig aktiv und attraktiv gestalten? Können sie die Kompetenz-Lücken alleine als eigenständige Organisation füllen? Oder findet die Zukunft in einem eng verwobenen, unternehmensübergreifenden Netzwerk statt?

Wir bleiben gespannt.


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